Potse gibt nicht auf

Nicht länger als eine Minute soll die Urteilsverkündung des Landgerichts am 8. Juli, gedauert haben, um Potse die bevorstehende Zwangsräumung zu verkünden. Nachdem seit Januar 2019 eine erneute Mietverlängerung für Potse und Drugstore in der Potsdamer Straße 180 nicht mehr möglich war, hat nur das Drugstore den Schlüssel dem Bezirksamt übergeben. Klar ist jedoch, dass die Potse-Jugendlichen, der seit über 40 Jahren existierenden, selbstverwalteten Jugendeinrichtung das Feld freiwillig nicht räumen werden. Das machten sie bei ihrer Kundgebung am gleichen Tag vor dem Gebäude deutlich. Ohne eine geeignete Alternative, wollen die Jugendlichen, weiterhin in der Potsdamer Straße 180 bleiben. Der Bezirk steht seit über fünf Jahren in der Pflicht, neue, geeignete Ersatzräume u.a. für Konzertbetriebe und Bandproben zur Verfügung zu stellen. Diese Chance wurde bisher vertan, aus fehlendem politischen Willen, aus Sparsamkeitsgründen und auch mangelnder Durchsetzungskraft gegenüber dem Finanzsenator (SPD). Gelegenheiten gab es sowohl in der Pallasstraße, in einem Hangar im ehemaligen Flughafengebäude im Hochbunker in der Pallasstraße, im ehemaligen Straßenbahndepot in der Belziger Straße, und zuletzt in der Potsdamer Straße 140, wo es eine Lösung zum Greifen nahe gab. Aber die Senatsfinanzverwaltung setzte sich, trotz Anfrage des Bezirksamtes, mit ihrem Plan nach einer Finanzschule an dem Ort, durch. Das Gebäude steht bis heute leer. Es ist politisch verantwortungslos, den alternativen Jugend-Einrichtungen Potse und Drugstore keine Möglichkeit für ihre antifaschistische und unkommerzielle Jugend- und Kulturarbeit zu bieten.

Derzeit haben die Jugendlichen beider Einrichtungen keine Möglichkeit für ihre jugendpolitische Arbeit und ihrer Aktivitäten insgesamt. DIE LINKE in der BVV und im Abgeordnetenhaus unterstützt seit Jahren die Jugend-Einrichtungen in ihrem Kampf um einen geeigneten Standort. Wie es jetzt mit ihnen weiter geht ist ungewiss, sicher ist nur die Zwangsräumung, die auf Antrag des Bezirks jeden Tag erfolgen kann. Aber zuletzt bleibt die Hoffnung, dass es auf Senatsebene in letzter Minute noch eine Lösung gibt, denn so kurz vor den Wahlen einer Jugend-Einrichtung den Garaus zu machen, kommt auch in der Öffentlichkeit nicht gut an.

Elisabeth Wissel