Kaiser-Wilhelm-Platz soll nach Richard von Weizäcker benannt werden

In den letzten Jahrzehnten hatte es bereits mehrere Versuche gegeben, diesen Platz umzubenennen. Die Versuche scheiterten, nicht zuletzt an den konservativen Kräften in der BVV. In den 1990er Jahren hatte die PDS den Vorstoß unternommen, den Platz nach Salvador Allende zu benennen, dem ehemaligen chilenischen Staatspräsidenten, der 1973 während eines Militärputsches ums Leben kam. Nun ist es in der letzten BVV in einem Hauruck-Verfahren durch Grüne, CDU und FDP gelungen, einen Beschluss herbeizuführen, der den Kaiser-Wilhelm-Platz zukünftig nach Richard von Weizäcker benennen wird. Mit ihrem Antrag (Drs. 2025), der vorrangig in der BVV behandelt und abgestimmt werden sollte, starteten sie einen Schnellschuss und schlossen damit jeglichen Beratungsbedarf über das Für und Wider im zuständigen Ausschuss aus. Es wurde Druck ausgeübt, um rasch zu einem Beschluss zu kommen, als ob es im Bezirk keiner wichtigeren Entscheidungen bedürfe. Erst war es die Ausstellungshalle mit der Dauerausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus und auf einmal soll es der Kaiser-Wilhelm-Platz sein, der nach Richard von Weizäcker benannt werden soll. Sie handelten damit entgegen dem im Bezirk bestehenden Beschluss, Frauennamen bei der Vergabe von Benennung von Straßen und Plätzen prioritär auszuwählen, da Frauen im öffentlichen Straßenland bei der Benennung unterrepräsentiert sind. DIE LINKE lehnte den Antrag ab.

Wir sind offen für die Diskussion über die Umbenennung von Straßen und Plätzen, die eine Zeit glorifizieren, die heute keiner mehr haben will, besonders wenn die Namensgeber mit Kolonialismus und Militarismus in Zusammenhang stehen. Richard von Weizäcker war von 1981 bis 1984 Bürgermeister von Berlin, aber welchen Bezug ein Namensgeber zu Schöneberg hat, das sollte bei der Vergabe auch eine Rolle spielen. Es bieten sich außerdem viele andere Persönlichkeiten an, die sich um unseren Bezirk verdient gemacht haben oder aber verdienstvolle Einsätze um das Wohl aller leisteten. Beispielsweise Widerstandskämpferinnen gegen die NS-Diktatur, die für Menschenrechte kämpften und dabei ihr Leben riskierten.

Auch die Anwohner waren in keinster Weise miteinbezogen. Dabei sollten auch die mit der Änderung einverstanden sein oder auch ggf. einen geeigneteren Namen vorschlagen dürfen.

Elisabeth Wissel