Die FDP will Volksentscheid zur Bebauung des Tempelhofer Feldes

Der angestrebte Volksentscheid zur Bebauung des Tempelhofer Feldes, wie er durch die Medien bekannt wurde, ist die Initiative der FDP, einer neoliberalen Partei, einer Interessenvertreterin der Wirtschaft. Sie geht davon aus, dass jetzt die richtige Zeit ist, eine Mehrheit für ihr Ansinnen zu bekommen. Sicher ist es nicht, ob ihre Erwartungen sich erfüllen, denn die Argumente, dort Wohnungen zu bauen, sind nicht neu, und wurden vor sechs Jahren, als es um den Erhalt des ehemaligen Flugfeldes ging, schon von den Gegner_innen vehement vertreten. Die FDP ignoriert das Tempelhofer-Feld-Gesetz und baut auf die Stimmungsmache ihrer Klientel, die derzeit auch aktiv gegen die Mietpreisbremse, den Mietendeckel, gegen den Volksentscheid Deutsche Wohnen&Co. enteignen Stimmung schürt, also gegen alles, was sozial gesellschaftlich sinnvoll ist. Sie ist gegen soziale Erhaltungsgebiete, Vorkaufsrecht u.v.m., somit gegen jede sozialpolitische Regulierung. Ihre  Randbebauung soll 12.000 Wohnungen umfassen, die mit „marktwirtschaftlichen Instrumenten“ errichtet werden sollten, und ein „Leuchtturmprojekt“ sein würden.

Priorität wie in einer Großstadt Berlin darf nicht nur das Bauen von Wohnungen haben. Grünflächen sind für Menschen ebenso erforderlich. 

Die Kaltluftschneise, besonders in heißen Sommern, Erholung, Sport, Artenschutz und vieles mehr, werden für ein gesundes und soziales Klima gebraucht. Gerade in unserem Bezirk, der an dritter Stelle mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Berlin aufgeführt wird, muss das Tempelhofer Feld aus Nachhaltigkeitsgründen tabu bleiben. Anstatt Fake news über die rot/rot/grüne Koalition zu verbreiten, sie würde nicht genug für den Wohnungsbau (es gibt viele Tausende von Baugenehmigungen) tun, sollte sie ihre Lobbyisten, die seit Jahren Baugenehmigungen haben, auffordern zu bauen. Diese verknappen künstlich den Wohnungsmarkt, um hohen Profit aus ihren Grundstücken zu erlangen. Aus schriftlichen Anfragen aus dem Abgeordnetenhaus ist bekannt, dass es bei privaten Bauherren einen enormen Bauüberhang gibt, der zum Ende des Jahres 2018 in Berlin mit einer Größenordnung von 63.403 Wohnungen angegeben wurde, darunter 54.054 Wohneinheiten in neu zu errichtenden Wohngebäuden. Allein in Tempelhof-Schöneberg liegt der Bau-Überhang bei 4185 nicht fertig gestellten Wohneinheiten. Es wird von Senatsseite vermutet, dass hier eine Baugenehmigung spekulativ beantragt wurde, um ggf. teurer wieder zu verkaufen. Das Tempelhofer Feld soll jetzt nach dem Willen der FDP -  auch die SPD würde diese Grünfläche lieber heute als morgen bebauen – für diese Spekulations- und Verzögerungstaktik herhalten. Es ist Wahlkampfgetöse der FDP, nach dem Motto: Wenn das Tempelhofer Feld bebaut wird, haben wir keine Not mehr mit der Wohnraumversorgung. Dass es eine große Irreführung der Menschen ist, ist leicht zu durchschauen. Wer etwas für die Umwelt und den sozialen Ausgleich tun will, muss die Grünfläche Tempelhofer Feld erhalten.

Elisabeth Wissel