Bald erste Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe im Bezirk

Die soziale Herkunft soll zukünftig im Bildungssystem keine Rolle mehr spielen. Dafür sprachen sich die Koalitionspartner SPD, DIE LINKE und die Grünen bei ihrem Antritt in die Regierungsverantwortung 2016 in Berlin aus und beschlossen, die Gemeinschaftsschule „qualitativ und quantitativ“ weiter zu entwickeln. Denn die Gemeinschaftsschule ist ein wichtiger Meilenstein für längeres gemeinsames Lernen und auch im Hinblick auf das Ziel Abitur.

In Friedenau wird es nun bald die erste Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe im Bezirk geben. Der Start mit Jahrgang 11 wird im Schuljahr 2021/22 erfolgen und die Fortsetzung könne mit Jahrgang 12 im Schuljahr 2022/23 im Filialstandort Otzenstraße abgesichert werden, so das Bezirksamt in einer Mitteilung zur Kenntnisnahme (MzK) vom Dezember (Drs.0280 Ursprungsantrag „Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe am Standort Friedenauer Gemeinschaftsschule“ von Grüne, SPD, DIE LINKE). Der Schulkonferenzbeschluss hierzu wurde am 30.03.2017 gefasst, wobei die Dauer der Umsetzung vor allem auch der Personalentwicklung geschuldet ist.

Seit 2008/2009 gibt es die Gemeinschaftsschulen, die vor allem in den östlichen Bezirken längst umgesetzt wurden. Liegt es vielleicht an der neuen Schulform, dass die formalen Voraussetzungen so lange dauerten? Auf jeden Fall könnte und müsste es mehr solcher Schulangebote geben. DIE LINKE tritt für diese Schulform seit mehr als 15 Jahren ein, denn gute Schulen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass nicht ein frühes Aussortieren von vermeintlich schwächeren Schüler:innen vorgenommen wird. Die Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss stehen für Kinder aus Arbeiterfamilien in Deutschland immer noch um ein Vielfaches schlechter als für Kinder aus Akademiker-Haushalten. Schule darf aber nicht vorprogrammieren wer weiter lernen darf, sie muss für alle eine gute Förderung gewährleisten.

Zwar gab es in Berlin in den letzten Jahren schon große Anstrengungen in Bezug auf Reformen wie beispielsweise die ISS (integrierte Sekundarschule), eine Fusion von Haupt- und Realschule, jedoch haben nur drei ISS im Bezirk (Carl-Zeiss, Sophie-Scholl und Gustav-Heinemann) eine gymnasiale Oberstufe. Alle drei Schulen seien regelmäßig übernachgefragt und der Bezirk könne die steigende Nachfrage nicht decken heißt es in der MzK. Durch einen Schulwechsel beispielsweise an ein berufliches Gymnasium an einem Oberstufenzentren kann das Abitur abgelegt werden, aber nur bei Kooperationen mit den ISS. Mit der Schulreform ISS sollen Bildungsungleichheiten abgebaut werden, aber eine ISS ist nicht das gleiche wie eine Gemeinschaftsschule, bei der eine gemeinsame Beschulung von der 1. bis 10. Klasse stattfindet, und mit gymnasialer Oberstufe, auch das Abitur. DIE LINKE freut sich, dass das nun in Friedenau gelungen ist, und wird sich weiter dafür einsetzen, dass Gemeinschaftsschulen entstehen, denn sie werden gebraucht.

Elisabeth Wissel