Stand der Verhandlungen: Galeria Karstadt am Tempelhofer Damm

Die Warenhauskette Karstadt und Kaufhof fusionierten erst Ende Dez. 2019 mit einem Integrationstarifvertrag und einer Laufzeit bis 2024. Es sollte Planungssicherheit für Unternehmen und Mitarbeiter geschaffen werden. Aber vor etwa einem halben Jahr entstand erneut die Unsicherheit, ob das Kaufhaus bleibt. Nach Medienberichten war das Kaufhaus Galeria Karstadt in Tempelhof in akuter Gefahr, geschlossen zu werden. DIE LINKE stellte daher in der letzten BVV eine Große Anfrage um zu erfahren, was an den Gerüchten dran ist. Wir wollten daher wissen, wie sich das Bezirksamt für den Standort einsetzt, denn wir sind stark daran interessiert, dass das beliebte Kaufhaus erhalten bleibt.

Bezirksbürgermeister Oltmann (Grüne) hatte demnach, nach seiner Antwort, mehrere Gespräche mit der geschäftsführenden Vertretung von Karstadt in den letzten Wochen. Zu erfahren war, dass inzwischen der Eigentümer der SIGNA-Gruppe und Galeria Karstadt den LOI (Letter of Intent), über den Erhalt von Warenhausstandorten, geschlossen mit dem Land Berlin, nun auch für den Tempelhofer Damm zugesagt hat. In diesen Vereinbarungen hat sich Karstadt verpflichtet in den Standort zu investieren.

Erst im Januar 2022 wurde das milliardenschwere Unternehmen des österreichischen Investors Rene Benko mit 220 Mio. gestützt, obwohl 2021 schon ein Kredit in Höhe von 460 Mio. an das Unternehmen vergeben wurde. Diese finanziellen Zusagen vom Senat waren letztendlich für ein Umdenken des Eigentümers ausschlaggebend, Standorte in Berlin beizubehalten. Es müsse am Tempelhofer Damm vor allem auch modernisiert werden, so Bezirksbürgermeister Oltmann, da sonst „die Erfolgsfaktoren Stammkundschaft und Beratungskompetenz nachhaltig gefährdet“ seien. Darunter ist u.a. eine Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie „beispielsweise Concept Stores, die in die Flächen integriert werden könnten“, zu verstehen. Dies wäre allerdings eine gravierende Veränderung des jetzigen Konzepts von Karstadt, das sich noch bewähren müsste.

Aber wichtig ist erst mal, Karstadt in Tempelhof bleibt, wenn auch in einem „Schutzschirmverfahren“ bis 2025, angestrebt war 2020 mindestens 10 Jahre den Betrieb des Warenhauses zu sichern. Nicht nur die Tempelhofer, sondern auch die Beschäftigten, die Zulieferer und die kleinen Gewerbetreibende in der Nähe wollen, dass Galeria Karstadt fortbesteht. Ein weiteres Ladensterben bliebe, ohne Karstadt, vermutlich unausweichlich. Auch wenn Viele während der Coronazeit Waren eher online bestellten, ist der Trend zum Teil wieder rückläufig. Die Menschen wollen in ihrem Kiez einkaufen können, und nicht an leeren Läden entlang flanieren. Es wäre außerdem unverantwortlich und ein Skandal für das Unternehmen, erst Millionen-Hilfen einzukassieren und dann Filialen wie am Tempelhofer Damm zu schließen. Vielleicht sollte das Land und der Bezirk solchen Unternehmen zukünftig genauer in die Karten schauen und mehr Möglichkeiten haben regulierend einzugreifen, damit solch ein Schutzschirmverfahren erst gar nicht eingeleitet werden muss.

Elisabeth Wissel