Trend zu möbiliertem Wohnen – was steckt dahinter?
Dass sich da was ändert ist offensichtlich, abzulesen bei der Auswertung von Wohnungsinseraten: So war 2023 die Anzahl regulärer Mietwohnungen 25.598, dem standen ca. 30.000 möbilierte Wohnungen gegenüber, also rund 54 % aller Angebote! 2013 noch völlig anders: 52.303 zu 9.076 ein Anteil von 15 % (Senat in Anfrage S19-19140).
Natürlich ist der Hintergrund, dass sich mit möbilierten Wohnen wesentlich höhere Renditen bei Eigentümer:innen realisieren lassen. Sie nutzen das knappe Wohnungsangebot aus um Neuzuziehende, oft auch besser entlohnte Arbeitnehmer:innen, leichter eine (wenn auch teure) Bleibe anbieten zu können. Und sie verknappen mit Umwandlungen von regulären Mietwohnungen noch zusätzlich das Angebot.
Deshalb hat Die Linke im Abgeordnetenhaus (AGH) und in Bezirken ein besonderes Augenmerk auf diese Entwicklung gelegt. Bereits im September 2024 hatte Die Linke einen Antrag ins AGH eingebracht: „Wohnen ist Daseinsvorsorge: Möbliertes Wohnen auf Zeit unterbinden“ (Drucksache 19/1896). Die Linke weist auf etliche Ansatzpunkte hin, u.a. auch eine Bundesratsinitiative (von HH und HB) um die Entwicklung einzudämmen. Nach langem Weg über den Ausschuss und Vertagungen wurde der Antrag am 27.3. dann von CDU-, SPD-, AfD-Mehrheit abgelehnt.
Auch Die Linke in unserer BVV hat das Thema in mehreren Anträgen aufgegriffen, die von Grünen und SPD unterstützt, beschlossen wurden. So soll in Milieuschutz-Gebieten die Umwandlung der Genehmigungspflicht unterworfen werden und grundsätzlich versagt werden (TS-Drs.1335). Die Umsetzung steht noch vom Bezirksamt aus.
Bei einem großem Neubauprojekt auf der „Schöneberger Linse“ besteht die Absicht wenig Wohnungen, stattdessen Büro/Boardinghouse-Nutzungen unterzubringen. Boardinghouse ist auch eine möbilierte Vermietung über Monate mit Zusatzleistungen (wie Gemeinschafts-/Office-Räumen). Ein Nebeneffekt, die Zahl von belegungs-/mietpreisgebundenen Wohnungen zu der sich der Investor Hines verpflichten muss, fällt dann auch geringer aus. Von einer Gesamtgeschossfläche von 75.000 qm, sind nur ca. 22.100 qm für eine Wohnnutzung vorgesehen (entspricht nur ca. 297 Wohneinheiten, inklusive geförderte Wohnungen). Der vorhabenbezogene Bebauungsplan 7-100 VE ist noch im Verfahren, allerdings schon mit weitgehender Abstimmung mit dem Bezirksamt. Am Ende müsste aber auch die BVV dem zustimmen. Deshalb hat Die Linke im April einen Antrag „Baufeld 6 Schöneberger Linse: Mehr (leistbarer) Wohnraum“ (Drs. 1501) eingebracht, dem sich Grüne anschlossen. Am 14. Mai kommt er dann in den Ausschuss unter Beteiligung einer Anwohner:innen-Initiative (lebenswertelinse@posteo.de). Die Initiative hat sich gebildet, weil sie in dem Neubaugebiet stabile Nachbarschaften und Beteiligung bei der Gestaltung des Umfelds haben wollen. So geht es ihnen auch um das Verkehrskonzept in dem Bereich, das momentan noch von starkem Durchgangsverkehr belastet ist. Dazu werden gerade auch 1000 Unterschriften der Initiative Lebenswerte Linse für einen Antrag an die Bezirksverordnetenversammlung gesammelt, was Die Linke auch aktiv unterstützt.
Falls Sie die Verkehrsberuhigung für die Rote Insel und die Schöneberger Linse ebenfalls unterstützen möchten, finden Sie die den Antrag und die Unterschriftenlisten zum Ausdrucken unten. Die unterschriebenen Listen können bei der Initiative oder bei der Linken im Bezirk abgegeben werden.
Dateien
- Einwohnerinnenantrag Linse Insel final
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