Gesundheitliche Versorgung von Menschen in Sexarbeit

Katharina Marg

1.  Frage: Sind Beratungen zur PrEP und zur PEP (zur HIV-Prävention) aktuell bei den Angeboten des Gesundheitsamts nach § 10 ProstSchG oder § 19 IfSG systematisch verankert?

Antwort des Bezirksamts: Ja, wenn es die Umstände zulassen, werden PEP und PrEP aktiv angesprochen. Umstände, die ein anderes Handeln nach sich ziehen, sind z. B. ein klares Signal der zu Beratenden, absolut keine Informationen erhalten zu wollen, eine offensichtliche „Nichtaufnahmefähigkeit“ der Person (z.B. durch den Einfluss von Substanzen, extremen Schlafmangel oder große Verständigungsprobleme) und die damit einhergehende Reduzierung der Beratungsinhalte auf das absolut Notwendigste oder akute vordergründig zu behandelnde Problemlagen wie z. B. Fälle von Menschenhandel etc.

2. Frage: Wird Sexarbeiter:innen bei der Beratung ausreichend verständlich gemacht, dass zwischen den Angeboten nach IfSG und denjenigen nach ProstSchG kein Datenaustausch stattfindet und dass sie keinerlei Nachteile zu befürchten haben, wenn sie erstere Angebote in Anspruch nehmen?

Antwort: In jedem Beratungsgespräch wird darauf hingewiesen, dass keinerlei personenbezogenen Daten gespeichert oder weitergegeben werden.

3. Frage: Wie oft wurden 2024 aufsuchende Angebote nach dem IfSG gemacht, die insbesondere die genannte Zielgruppe erreicht hat?

Antwort: In Berlin wird die aufsuchende Arbeit nach IfSG vom Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung übernommen, deren Standorte sich in Charlottenburg-Wilmersdorf, Marzahn-Hellersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Steglitz-Zehlendorf befinden.

4. Frage: An welchen Schulungen und Fortbildungen haben Fachkräfte des Bezirksamts, die nach den oben genannten Paragrafen arbeiten, zu den Bedarfen und Lebensrealitäten von Sexarbeiter:innen teilgenommen?

Antwort: Die Berater_innen werden regelmäßig intern von einer Ärztin des Gesundheitsamtes geschult. Zusätzlich findet ein regelmäßiger und enger Austausch mit dem Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung statt. Die Lebensrealitäten von Sexarbeitenden sind in den Beratungsgesprächen Thema, aber auch in Fachgremien und Arbeitsgruppen, an denen auch Fachberatungsstellen und weitere Träger teilnehmen.

Darüber hinaus werden weitere, auf spezielle Themen bezogene Schulungen in Anspruch genommen, z.B. von der Deutsche AIDS-Hilfe oder dem Drogennotdienst.

5. Frage: Wie hoch war der Anteil der genannten Fachkräfte die solche Schulungen nutzen?

Antwort: Die Teilnahme an genannten Schulungen ist für alle Mitarbeitenden verpflichtend. Auch die Angestellten der Beratungsstelle, die selbst keine Beratungsgespräche anbieten, nehmen an Schulungen und Austauschtreffen teil, um sensibel mit entsprechenden Thematiken umgehen zu können.

6. Frage: Ist das Angebot des Schwulen Museums „Eine Roadmap für die öffentliche Gesundheitsversorgung ein Workshop für Menschen die in Gesundheitsberufen arbeiten“ über die Auswirkung von Gesundheitsvorschriften auf Körper und Psyche von Sexarbeitenden bekannt?

Antwort: Das Angebot ist bekannt.

7. Frage: Kommt die genannte Weiterbildung für Bezirksamtsmitarbeitende in Tempelhof-Schöneberg in Frage, gegebenenfalls in Kooperation mit anderen Bezirken für Mitarbeitende der Verwaltung?

Antwort: Das Angebot des Schwulen Museums „Eine Roadmap für die öffentliche Gesundheitsversorgung – ein Workshop für Menschen die in Gesundheitsberufen arbeiten“ wird nur in englischer Sprache angeboten, sodass leider ein Teil der Mitarbeitenden von dem Angebot ausgeschlossen würde. Daher kommt diese Weiterbildung nicht infrage.

8. Frage: Wie (gut) funktioniert aktuell das Clearing für Menschen in Sexarbeit ohne Krankenversicherungsschutz?

Antwort: Bei Bedarf werden Menschen ohne in Deutschland wirksamen Krankenversicherungsschutz an die Clearingstelle der Berliner Stadtmission verwiesen. Für die akute medizinische Versorgung informiert die Beratungsstelle über entsprechende Angebote.

9. Frage: Welche Testungen auf STI und gynäkologische Untersuchungen werden aktuell vom Gesundheitsamt für Menschen ohne Krankenversicherung angeboten?

Antwort: Diese Testungen bietet das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung an: Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhoe.

Außerhalb des Gesundheitsamtes bieten Träger wie z.B. Subway, Olga und die Berliner Aidshilfe ebenfalls Testungen an.

10. Frage: An welchen Orten können sich Sexarbeitende aus dem Bezirk aktuell auf STI testen lassen?

Antwort: Sehr niedrigschwellige Testangebote gibt es im Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung (Standorte Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf), im Checkpoint und im Frauentreff Olga.

Auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bieten entsprechende Tests an, die von einem Teil der Zielgruppe genutzt werden.

 

Die Antwort erfolgte durch den Bezirksstadtrat für Gesundheit Oliver Schworck.