Platzbenennung nach Lucie Leydicke

Antrag, BV Martin Rutsch, LINKE

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, den Platz vor der Silas-Kirche bei der enggeführten Crellestraße als „Lucie-Leydicke-Platz“ zu benennen. Mit der Benennung soll eine Aufwertung der dortigen Straßenmobiliars (insbesondere der Sitzbänke) durch das Bezirksamt geprüft werden. Für die Benennung ist das Verfahren gemäß Drs. 2103/XX zu wählen.

Begründung:

Lucie Leydicke (1898-1980) kann schlichtweg als ein Berliner Original bezeichnet werden. Mit ihrem Namen wird das gleichnamige Traditionslokal verbunden, das bereits seit 1877 Bestand hat. Die kontinuierliche Arbeit von Lucie Leydicke führte dazu, dass ihr Name im Kiez sowie auch weit über Berlins Grenzen hinweg bekannt war. Schon allein dadurch hat sie sich um die Stadt und auch den Ortsteil Schöneberg verdient gemacht.

Lucie Leydicke hat mit ihrem Wirken viel für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt und im Kiez getan, wie Bernd Günterweg eindrücklich beschreibt: „Zu Hause fühlt sich hier jeder schnell: Morgens die Rentner und Pensionäre. Da gibt es so manchen, nach dem man die Uhr stellen kann, und so findet er schon beim Eintreten „das Übliche“ am üblichen Platz. Nach Feierabend die Arbeiter aus den Nachbarhäusern und abends die Studenten und Kneipengänger aus der ganzen Stadt: gesunde Berliner Mischung!“

Im Rahmen der aktuell vorgeschlagenen Um- und Neubenennungen sollten insbe-sondere Menschen nicht vergessen werden, die um ihren Kiez mit ihrem Handwerk verdient gemacht haben. Hinzu kommt mit der Ehrung dieser Frau auch eine Anerkennung der (Berliner) Wirtinnenkultur, die, wie Dieter Hildebrandt schon 1980 in einem Nachruf an Lucie Leydicke schrieb, „in den letzten Jahrzehnten niederzugehen schien und im Gefolge des neuen Hedonismus wieder auflebt“. Angesichts der während der Corona-Pandemie lange Zeit geschlossenen Gaststätten erhält dies eine besondere Brisanz. So könnte der Lucie-Leydicke-Platz ein aktiver Begegnungsort im öffentlichen Straßenland werden.