Mariendorfer Grünfläche im Gedenken an Familie Lewissohn benennen

Antrag, BV Martin Rutsch, LINKE

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, dass die Grünfläche zwischen Ullsteinstraße, Mariendorfer Damm und Markgrafenstraße in „Familie-Lewissohn-Park“ im Andenken um die Verdienste von Adolf, Louise und Helene Lewissohn um das Seebad Mariendorf benannt wird. Der durch die Fläche verlaufende Weg soll in „Seebadweg“ benannt werden.

 

Begründung:

Die Familie Lewissohn hat an der Ullsteinstraße in gemeinschaftlicher Aufgabenteilung das Seebad Mariendorf betrieben. Adolf Lewissohn hat das Seebad gebaut und somit begründet. Er war außerdem an vielen großen Projekten im Alt-Bezirk Tempelhof beteiligt. Darunter fielen der Bau des Teltowkanals, Ansiedlung des Gaswerks; durch Einnahmen ermöglichte wurden mit seiner Beteiligung das Eckener Gymnasium, das heute nicht mehr existierende Rathaus, Feuerwehr und weitere Projekte.

Im Seebad Mariendorf konstituierte sich die erste Tempelhofer BVV nach dem Krieg. Seine Frau Louise, geb. Müller, baute im Winter Eis ab und versorgte Brauereien mit dieser Möglichkeit ihre Waren zu kühlen. Die „Lewissohnschen Eiswagen“ galten als Institution.

Helene Lewissohn, die Tochter der beiden, arbeitete vermutlich als Bademeisterin im Seebad Mariendorf. Sie galt als Wohltäterin im Alt-Bezirk, richtete Armenspeisungen aus. Gesichert ist, dass sie nach dem Tod ihrer Eltern um ihr Hab und Gut von den Nationalsozialisten betrogen wurde. Auch nach der Befreiung wurde sie nie entschädigt für den Verlust des Lebenswerks ihrer Familie. Sie starb verarmt und hatte den Kampf um Wiedergutmachung verloren.

Familie Lewissohn war viele Jahrzehnte vergessen im Bezirk. Sowohl das Seebad, das einst als das Schönste in Berlin galt, also auch ihre sozialen und wirtschaftlichen Verdienste für den Alt-Bezirk sollten durch eine Benennung Sichtbarkeit erfahren. Der dafür vorgesehene Grünzug (heute dort zu verorten, wo XX eingezeichnet ist) ist ideal. Er liegt am ehemaligen Seebad Gelände und verbindet die heutige Ullsteinstraße mit der Markgrafenstraße. Dort lebte Adolf Lewissohn bis zu seinem Tod 1927.

Die Benennung steht in Ergänzung zu den Beschlüssen 1997/XIX und 0331/XX, die jedoch jeweils nur Helene bzw. Adolf Lewissohn einzeln betreffen. Das Andenken an die gesamte Familie soll damit kurzfristig umgesetzt werden.