Klimaschutz in der Stadtentwicklung: CO2 Einsparungen bei geplanten Bauvorhaben berücksichtigen

Antrag, BV Dr. Christine Scherzinger, LINKE

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Die BVV ersucht das Bezirksamt bei Bauleitplanungen die Auswirkungen von Bauvorhaben auf das Klima zu berücksichtigen und soweit wie möglich CO2 Emissionen zu vermeiden (wie es das Baugesetzbuch §1, Absatz 7a vorsieht). Sind Bestandsgebäude von Planungen betroffen, soll die graue Energie (das in Gebäuden gespeicherte CO2) ermittelt werden, um eine sachgerechte Abwägung zwischen den Planungsalternativen Abriss und Neubau einerseits und dem Erhalt des Bestands einschließlich Umbau, Sanierung und Ergänzung anderseits vorzunehmen.

Begründung:

Die negativen Auswirkungen der der menschengemachten CO2-Emission auf das Klima sind bekannt. Die Notwendigkeit der Vermeidung von weiteren CO2-Emissionen inzwischen allgemein anerkannt. Deutschland mit ca. 1% der Weltbevölkerung ist zurzeit für ca. 2% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Historisch gesehen ist der Anteil Deutschlands an CO2-Emissionen sogar noch höher. 38% der weltweiten CO2-Emissionen werden laut UN-Bericht durch den Gebäudesektor verursacht davon entfallen 28% auf den Betrieb von Gebäuden, 10% auf die Herstellung von Gebäuden. Die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Gebäuden werden zum großen Teil durch Beton und Stahl verursacht. In den Bestandsgebäuden sind Milliarden von Tonnen CO2 als graue Energie gespeichert.

Bei einem Abriss können die Stoffe nur teilweise recycelt werden. Während Stahl zu fast 100% recycelt werden könnte, werden die Betonzuschlagstoffe Sand und Kies bisher nur downgecycelt und dann als Füllmaterial im Straßenbau verwendet. Der Zement jedoch, der als Bindemittel den Beton erst möglich macht, ist nicht recycelbar. Bei der Herstellung von Zement werden große Mengen an CO2 freigesetzt, pro Tonne Zement ca. 600 kg CO2. Zement ist der Stoff, in dem am meisten graue Energie steckt. Dies bedeutet, dass ca. 80 bis 90% der grauen Energie, die in Bauwerken steckt, beim Abriss nicht recycelbar ist und unwiederbringlich verloren gehen würde.

Der Bezirk könnte hier seine Planungshoheit nutzen, um Klimaschutz praktisch in der Stadtentwicklung zu verankern.

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