Gedenken an Adolf Lewissohn im Ortsteil Mariendorf realisieren

Antrag: BV Marin Rutsch, BV Elisabeth Wissel, Linksfraktion

Antrag

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, eine Gedenktafel für Adolf Lewissohn, dem Erbauer des ehemaligen Seebads Mariendorf, an seiner damaligen Wirkungsstätte (heute Ullsteinstraße 153) in Abstimmung mit dem derzeitigen Eigentümer anzubringen. Zudem soll die Gedenktafel gesondert gesichert werden, um sie vor antisemitisch motivierten Angriffen zu schützen.
 

Begründung:

Adolf Lewissohn (06.07.1852-14.11.1927) war Erbauer (1872, eröffnet 1876) und Eigner des Seebad Mariendorf (heutige Ullsteinstrasse 153-167), dem schönsten und größten Seebad von Groß Berlin. Lewissohn war die rechte Hand des Bürgermeisters Mussehl und maßgeblich an der Errichtung des Teltowkanals sowie an der Erschließung Mariendorfs als Industrieansiedlung beteiligt. Er sorgte u.a. dafür, dass sich das Englische Gaswerk (heute Marienpark) hier ansiedelte und zum größten Steuerzahler wurde. Aus den Steuermitteln wurden u.a. das (im 2. Weltkrieg zerstörte) Rathaus (heute Ecke Kaiserstraße), die Feuerwehr und die heute noch bestehende Eckener Oberschule erbaut. Lewissohn stellte Schulen und Vereinen in Ermangelung eines kommunalen Schwimmbads das Seebad kostenfrei zur Verfügung. Am 12.07. 1912 fanden im Seebad die Ausscheidungswettkämpfe für die olympischen Spiele in Stockholm statt. Die deutschen Schwimmer und Kunstspringer, die sich im Seebad qualifiziert hatten, gewannen viele Medaillen.

Die Erbin, Tochter Helene Elise Selma wurde von den Nazis enteignet. An sie soll dadurch erinnert werden, dass das noch zu errichtende Multifunktionsbad Mariendorf ihren Namen erhalten soll (vgl. Drs. 1997/XIX). Nach dem Krieg nutzte u.a. das Amtsgericht das Gebäude des Seebads als Amtssitz, die Entnazifizierungskommission der Alliierten hatte auf dem Gelände den Sitz. Die Baupolizei und das Lebensmittelkartenamt waren ebenfalls auf dem Gelände. Am 20.10.1946 konstituierte sich im Gebäude des Seebads die erste BVV Tempelhof, dort fand am 13.12.1946 ebenfalls die erste freie Wahl des Bürgermeisters Jens Nydahl statt.

Heute ist Adolf Lewissohn als verdienter Bürger des Bezirks völlig vergessen. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren ist angesichts seiner Leistungen für den heutigen Ortsteil Mariendorf unverzichtbar
 

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Berlin, den 06.07.2017

Frau Wissel, Elisabeth                                 Herr Rutsch, Martin

Fraktion DIE LINKE